Ich fühle das Schaukeln der See unter mir. Das ruhige Hin und Her des Bugs. Das leise Rauschen des Windes wird von den lauten Schreien der Möwen unterbrochen. Die Sonne brennt leicht auf meiner Haut – trotzdem habe ich keine Lust in den Schatten zu gehen. Das Radio spielt leise im Hintergrund. Ich habe das Gefühl im Urlaub zu seien. Zu träumen. Aber es ist kein Traum. Meine eigne Weltreise. Diese finanziere ich mir durch Gelegenheitsjobs. Dann bleibe ich so lang in einer Stadt oder einem Dorf, bis ich wieder genug Geld habe, um weiterzureisen. Dadurch kenne ich nun viele Leute. Ich bin mir nicht sicher, ob man immer von Freundschaft sprechen kann, aber irgendwas war da. Mein Handy vibriert neben mir. Ich ignoriere es und lese weiter. Seite um Seite sauge ich auf. Bald muss ich wieder in die Stadt. Ich brauche Lebensmittel, neue Kleidung und, ganz besonders, neue Bücher.
Sollte ich nochmal Twilight lesen? Bei Bella und ihrer Dreiecksbeziehung vorbeischauen? Oder sollte ich nochmal in die wunderbare Welt von Narnia eintauchen?
Nach einigem Überlegen gewinnt Narnia. Ich will jetzt kein Liebesdrama lesen. Nicht heute – denn heute bin ich glücklich. Nichts kann mir den Tag vermiesen. Nachdem ich das Buch, welches ich noch gelesen habe, beende, beschließe ich in die Stadt zu gehen. Mittlerweile ist es abends und die Temperatur ist gefallen. Mit Kopfhörern im Ohr geht es zum Markt. Hier und dort lege ich Früchte oder Gemüse in meinen Korb. Danach schaue ich noch beim Fischmarkt vorbei. Nachdem das erledigt ist, muss ich noch einen Punkt auf meiner Liste abhaken. Die Bücher! Dafür gehe ich in ein kleines Café. Die Enkelin der Besitzerin liest genauso gern wie ich und leiht mir Bücher. Ellamara. Von ihr kann ich sagen sie ist eine richtige Freundin. Sie würde ich nicht wieder vergessen, wenn ich weiterreisen würde – will sogar den Kontakt zu ihr halten. Ich habe ihr vorhin schon geschrieben, dass ich vorbeikommen und Narnia holen würde, da ich weiß, sie studiert. Demnach würde ich die Bücher heute von ihrer Großmutter bekommen.
Nachdem ich die Bücher abgeholt habe, mache ich mich wieder auf den Weg zurück zu meinem Boot. Hunger habe ich keinen. Also verstaue ich die Lebensmittel in den Schränken. Lege mich wieder nach draußen. Lese über die Anfänge in Narnia. Die Sterne über mir, die See unter mir. Wieder rauscht der leichte Wind. Die Möwen sind nun verstummt. Alles ist ruhig und ich kann es nur genießen.
Pia Marie Kretschmer
Bild: Pixabay.com.
Der Beitrag ist anlässlich des 90. Geburtstages der Forster „Jahnschule“ im Rahmen der Projektwoche am Gymnasium entstanden. |